Heiß, heißer, NBA-Playoffs!

Die Conference-Semifinals halten genau das, was ich mir von ihnen versprochen hatte: Enge, spektakuläre, energiegeladene und emotionale Spiele! Da man sagt, dass sich spätestens nach den ersten vier Partien Tendenzen für den Verlauf einer Serie erkennen lassen, wollen wir uns jetzt die Serien ein bisschen genauer anschauen. Vielleicht lässt sich in dem ein oder anderen Matchup schon erkennen, wer die Nase vorne hat!

Mavericks @ Suns

Im besonderen Fokus meiner Aufmerksamkeit war selbstverständlich die Serie der Dallas Mavericks gegen Phoenix. Während die Suns in den ersten beiden Spielen ihre gewohnte Dominanz an den Tag legen konnte, war Dallas in der Lage die zwei Heimspiele völlig anders zu gestalten. Im American Airline Center zeigte Phoenix ein ungewohntes Gesicht, das sich insbesondere an der Personalie Chris Paul ausmachen lässt.

Paul spielte in den ersten beiden Aufeinandertreffen vollkommen frei auf und führte gemeinsam mit Booker sein Team souverän an. Insbesondere in Spiel zwei übernahm er im vierten Viertel die Kontrolle und baute die spielentscheidende Führung fast im Alleingang auf. Auffällig war dabei, dass er sich in dieser dominanten Phase insbesondere auf die schwache Defense von Luka Dončić stürzte. Eine tiefgehende und sehr interessante Analyse dazu findet sich auf dem YouTube-Kanal von Thinking Basketball, das jeder taktisch interessierte sich unbedingt anschauen sollte.

Von dieser Dominan war in Dallas nicht mehr zu spüren! Stattdessen sah man eine seltene Seite des Veteranen. In der ersten Halbzeit des dritten Spiels sammelte Chris Paul ganze SIEBEN Turnover (in Spiel 1 und 2 zusammen 4) und wirkte mit seinem Spiel immer unzufriedener. Dies übertrug sich auch auf Spiel vier, in dem er früh in Foul Trouble kam und im vierten Viertel mit gerade mal 5 Punkten mit seinem sechsten Foul aus dem Spiel geworfen wurde.

Schuld dafür, war besonders die Intensität im Spiel der Mavericks. In den ersten beiden Partien ließ Dallas das Spiel der Suns mehr oder weniger ungehindert laufen. Erst in Spiel drei konnte man, angeheizt durch das Publikum, mit viel Einsatz und Kampfgeist Sand in das laufende Getriebe der Suns streuen. In Spiel drei wurde selbst Devin Booker mit lediglich 18 Punkten und gerade einmal 13 Wurfversuchen gut in Schach gehalten.

Auf der offensiven Seite zeigt sich besonders ein großer Unterschied zwischen den Auswärts- und Heimspielen der Mavericks: Luka Dončićs Punkte. Während er in Spiel eins und zwei wieder fast im Alleingang die Offensive am Laufen halten musste, verteilte sich die Verantwortung in den Heimspielen auf mehreren Schultern. Trotz seiner 45 Punkte in Spiel eins und seiner 35 Punkte in Spiel zwei hielt sich sein +/- Rating im negativen Bereich auf. Es fehlte die Unterstützung seiner Teamkollegen, die erst in Spiel drei eintraf. Insbesondere Brunson in Spiel drei und Finney-Smith in Spiel vier nahmen viel von der Scoring-Last von Lukas Schultern. Gepaart mit gutem Scoring von der Bank in Form von Bertans, Dinwiddie und Kleber gestaltete sich das Bild der Offensive ausgeglichener.

Nun bleibt zu hoffen, dass Dallas den Schwung aus den letzten beiden Spielen mit nach Phoenix holen kann, damit sie auch auf fremdem Terrain das wichtige Spiel fünf gewinnen können. Sollte dies gelingen, wäre die Chance auf einen Einzug in die Conference-Finals groß, während man bei einer Niederlage wieder mit dem Rücken zur Wand nach Dallas zurückkehren würde. Es bleibt abzuwarten, wie die Suns auf die letzten beiden Spiele reagieren und ob sie die Stellschrauben finden, mit deren Hilfe sie wieder die Oberhand gewinnen können. Spiel fünf wird hierfür richtungsweisend sein.

Sixers @ Heat

Die Serie zwischen Philadelphia und Miami zeigt den gleichen Verlauf: Nachdem die Heat die beiden Spiele zuhause gewinnen konnten, schlugen die Sixers nach der Rückkehr von Embiid zurück und glichen die Serie mit 2-2 aus. Daher ist Spiel fünf nun ebenso wichtig für den Ausgang der Serie wie bei Dallas und Phoenix. Doch in welche Richtung wird das Pendel schwingen?

Betrachtet man die ersten beiden Spiele, spricht alles für die Heat, denn sie konnten die ersten beiden Spiele dominant für sich entscheiden. Allerdings sind diese Aufeinandertreffen wohl kaum repräsentativ für den weiteren Verlauf der Serie. Seit der Rückkehr von Embiid haben die Heat sowohl in der Defense als auch in der Offense starke Probleme. Spiel drei und vier ging eindeutig zugunsten von Philadelphia aus und es wirkte stellenweise so, als würde den Heat nicht nur das Momentum, sondern auch ein Gameplan gegen die neuaufgestellte Offensive der Sixers fehlen.

Die Rückkehr von Point Guard Kyle Lowry auf Seiten der Heat ließ den gewünschten Effekt vermissen. Lowry traf in seinem ersten Spiel nach der Verletzung keinen seiner vier Wurfversuche und auch im darauffolgenden Spiel vier verwarf er alle seiner sechs Dreipunktwürfe und erzielte insgesamt nur 6 Punkte. Ein Leistungssprung in Spiel fünf würde den Heat helfen, mit Philadelphia mithalten zu können und die Serie wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Auf Seiten der Sixers dreht sich alles um die Personalie Joel Embiid. Seine Rückkehr in Spiel drei stellte die Serie auf den Kopf. Diese Entwicklung ist keine Überraschung, wenn man bedenkt, dass der MVP-Kandidat das Spiel seines Teams nicht nur in der Offensive, sondern auch in der Defensive stark mitprägt. Dafür muss Embiid nicht einmal die dominanten Zahlen auflegen, denn seine Stats in Spiel drei und vier wirken nicht überragend: 18 Punkte und 11 Rebounds in Spiel drei und 24 Punkte und 11 Rebounds in Spiel 4. Definitiv sehr gute Zahlen, aber nichts was für einen kompletten Gamechanger einer Serie spricht.

Viel entscheidender ist seine Präsenz und Ausstrahlung. Allein durch seine Anwesenheit öffnet Embiid Raum für seine Mitspieler und gibt ihnen Freiraum, der zu offenen Würfen und damit mehr Punkten führt. So stieg die katastrophale Wurfquote aus dem Dreierbereich (knapp 20% in Spiel 1 und 2) auf fast 50%. Außerdem hilft Embiids Ringschutz und Präsenz am Korb der defensiven Stabilität, sodass die Sixers seit seiner Rückkehr auch weniger Punkte in der Zone erlauben.

Neben Embiid steht auf Seiten der Sixers auch James Harden im Rampenlicht. Wurde gerade in den ersten beiden Spielen die Frage in den Raum gestellt, ob er noch in der Lage ist auf Playoff-Niveau zu scoren, so hat er spätestens in Spiel 4 gezeigt, was noch alles in ihm steckt. Mit 31 Punkten hatte Harden seinen besten Playoff-Auftritt im Jersey der Sixers und legte nebenbei noch 9 Assists für seine Mitspieler auf. Der Schlüssel dieser Serie werden Miamis Anpassungen in Spiel 5 sein. Wenn sie in der Lage sind, die Sixers mit Embiid in den Griff zu bekommen und sich auf die eigenen Stärken zu besinnen, wird Spiel fünf ein Feuerwerk, auf das sich jeder Basketball-Fan freuen kann!

Bucks @ Celtics

Einen etwas abwechslungsreicheren Schlagabtausch haben sich Milwaukee und Boston geliefert: Nachdem Milwaukee Spiel eins eindrucksvoll dominieren konnte vermuteten viele eine eindeutige Kiste zugunsten der Bucks. Dieser Einschätzung zum Trotz kämpfte sich Boston in Spiel zwei in die Serie zurück und konnte ausgleichen. Nach einem Thriller in Spiel drei, der zugunsten Milwaukees ausging, konnten die Celtics in Spiel vier erneut ausgleichen und so ist diese Serie die dritte, die mit einem Stand von 2-2 in Spiel fünf gehen wird.

Die dominante Kraft im Spiel der Bucks ist selbstverständlich Giannis Antetokounmpo. The Greek Freak spielt mit 32 Punkten, 13 Rebounds und 8 Assists im Schnitt eine statistisch herausragende Serie. Allerdings schmerzt bei den Bucks der Ausfall von Sidekick Khris Middleton, weswegen nur Jure Holiday eine verlässliche Stütze für den zweifachen MVP darstellt. Mit 21 Punkten, 6 Assists und fast 3 Steals im Schnitt ist Holiday neben Giannis der Grund für die zwei Siege aus den ersten vier Spielen.

Der Rest der Offensive spielt eine eher schwache Serie. „From Downtown“ treffen die Bucks nicht einmal 30% ihrer Versuche und auch von der Freiwurflinie ist die Quote unter 75%. Hierbei trägt aber auch Top-Scorer Giannis einen großen Teil bei, da er selbst nur 60% seiner Freiwürfe treffen konnte. Dazu kommt, dass der Griesche trotz einer mikrigen Trefferquote von 12,5% im Schnitt 4 Dreier pro Spiel genommen hat. Eine Entscheidung die ich weder von Cheftrainer Mike Budenholzer noch von Giannis selbst nachvollziehen kann.

Auf der Seite der Boston Celtics sieht es da schon anders aus. Mit Tatum und Brown scoren zwar ebenfalls nur zwei Spieler knapp über 20 Punkte im Schnitt, allerdings performt bei der Mannschaft aus Boston auch die Bank. Neben den zwei Top-Scorern erlebt vor allem der Veteran Al Horford seinen zweiten Frühling. In Spiel fünf erzielte er mit 30 Punkten die meisten Punkte seiner Playoffkarriere – und das mit 35 Jahren! Dabei agiert er oft auch als Energizer, der sein Team anfeuert und nach vorne pusht.

Insgesamt wirkte das Team der Celtics in Spiel vier ausgeglichener, motivierter und hungriger, insbesondere im vierten Viertel. Ein Schlüssel der weiteren Serie wird Jason Tatum sein, der zwar in Spiel vier mit 30 Punkten brillieren konnte, in den letzten Partien jedoch oft zu inkonstant war. Wenn er seine Leistung gemeinsam mit Al Horford und Jaylen Brown in Spiel fünf abrufen kann, – insbesondere wieder in der Crunch-Time – sieht es für die Celtics vielversprechend aus. Allerdings wird Giannis da auch noch ein Wörtchen mitzureden haben, denn so leicht möchten die Bucks ihren Traum von der Titelverteidigung noch nicht aufgeben.

Warriors @ Grizzlies

Die einzige Serie, die sich nach vier Spielen bereits in eine eindeutige Richtung gedreht hat, wird zwischen den Warriors und den Grizzlies ausgetragen. Hier konnten die Warriors in Spiel vier fast schon die Vorentscheidung treffen. Mit drei Punkten Vorsprung sicherten sich Steph Curry und Co. eine 3-1 Führung, die sie sich wohl kaum noch nehmen lassen werden.

Obwohl die Grizzlies in Spiel eins ganz knapp den Warriors unterlagen, kämpften sie sich in Spiel zwei zu einem 106-101 durch, dass ihnen zumindest den vorzeitigen Ausgleich ermöglichte. In San Francisco konnten sie jedoch nicht an ihre vorherigen Leistungen anknüpfen und ihnen wurden mit 142-112 ihre Grenzen aufgezeigt. Die Warriors schossen alle Lichter im Stadion aus und trafen 17 ihrer 32 Dreipunktewürfe, was die allgemeine Wurfquote auf 62,4% anhob.

Weniger heiß ging es in Spiel fünf los, in dem die Warriors gerade einmal 24% ihrer Dreier versenken konnten und nur 40% ihrer Würfe trafen. Dennoch reichte es für Golden State in Spiel fünf, in dem vor allem Chefkoch Stephen Curry mit 32 Punkten und sechs entscheidenden Freiwürfen in der letzten Minute den Sack zumachen konnte.

Dennoch muss man es den Grizzlies hoch anrechnen, dass sie in Spiel vier so gut mithalten konnten, obwohl ihr Super-Youngstar Ja Morant verletzt ausfiel. Morant legte in den ersten drei Spielen 38,3 Punkte, 8,3 Assists und 3 Steals pro Partie auf. Eine bärenstarke Performance des 22-Jährigen, dem man jetzt schon eine goldene Zukunft in der Liga voraussagen kann. Für einen Sieg über die Warriors wird es für die Grizzlies dieses Jahr wohl nicht reichen, allerdings hat das junge Team viele wichtige Erfahrungen in dieser Post-Season gesammelt. Es bleibt abzuwarten was dieses junge Team in Zukunft noch alles leisten wird.

Insgesamt zeigen die Warriors das, was sie bereits in der ersten Runde der Playoffs bewiesen haben: Sie sind heiß auf den Titel und bereit alles zu geben. Auch ohne Steve Kerr an der Seitenlinie, der wegen einer Corona-Infektion nur vor dem Fernseher mitfiebern konnte, spielten die Warriors in Spiel vier solide ihre Stiefel und wenn bei den Superstars weniger ging, dann übernahm Otto Porter Jr. im vierten Viertel die Verantwortung und brachte sein Team wieder in Schlagdistanz.

Ich sehe die Warriors in der aktuellen Verfassung als heißesten Favoriten auf den Titel und bin sehr gespannt, wer sich im Western-Conference-Final mit dem Team aus Oakland messen darf. In jedem Fall wird es ein großes Fest!

Tipp der Woche:

Drei von vier Conference-Semifinals stehen 2-2! Wer braucht da noch einen Tipp?! Ganz klar alle Spiele angucken, denn es wird elektrisierend!

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