No Luka – No Problem

Vor knapp einer Woche ging es für die sechzehn besten NBA-Teams in die heiße Phase der Saison und die bisherigen Spiele versprechen ein Spektakel! Die Paarungen im Westen versprechen spannende Playoff-Serien zu werden: Mit Ausnahme der Warriors, die die ersten drei Spiele gegen die Denver Nuggets gewinnen konnten, gelang es allen Auswärtsteams eines der ersten zwei Spiele für sich zu entscheiden. Selbst den Pelicans aus New Orleans gelang es den dominanten Phoenix Suns ein Heimspiel und damit den Heimvorteil zu stehlen. Aber auch die Paarungen im Osten können sich noch zu echten Thrillern entwickeln.

Der Osten im Überblick

Auf den ersten Blick verspricht der Osten jedoch recht einseitig zu werden. Mit Ausnahme der Milwaukee Bucks konnten alle Heimteams die ersten zwei Spiele für sich entscheiden. Philadelphia gelang es sogar das erste Spiel in Toronto gegen die Raptors zu gewinnen. Dieser Sieg sollte wohl ein Weiterkommen gesichert haben. Schließlich ist es bislang keinem Team gelungen von einem 3-0 Rückstand eine Serie für sich zu entscheiden. Die, über weite Phasen konkurrenzfähigen, Raptors konnten das Niveau der Sixers über weite Strecken der Partien nicht mithalten und am Ende besiegelte Joel Embiid mit seinem Dreier das wohl sichere Ausscheiden Torontos.

Ebenfalls einseitig schien sich die Begegnung zwischen den erstplatzierten Miami Heat und den Atlanta Hawks zu entwickeln. Den Heat gelang es in den ersten beiden Partien lehrbuchhaft Tray Young, den Top-Scorer der Hawks, fast vollständig aus dem Spiel zu nehmen. Vor heimischen Fans gelang es dem Star aus Atlanta jedoch durch viele Ausflüge an die Linie einen Rhythmus aufrechtzuhalten, was zu gewohnt spektakulären Dreiern und einem spielentscheidenden Floater in Spiel drei führte. Den Hawks gelang es in diesem turbulenten Spiel zurück in die Serie zu finden und die Chance auf die nächste Runde am Leben zu halten. Wenn Atlanta den Kampfgeist, den sie in dieser Partie gezeigt haben, konservieren können, werden sie auch Spiel vier eine große Herausforderung für die Miami Heat und Jimmy Butler sein.

Ein großes Fragezeichen im Osten sind die amtierenden Champions. Nach einem soliden Aufritt in Spiel eins folgte eine überraschende Niederlage im nächsten Aufeinandertreffen. Insbesondere DeMar DeRozan stach bei dem Sieg der Bulls mit 41 Punkten heraus und konnte gemeinsam mit seinen Teamkollegen LaVine und Vučević die Überraschung perfekt machen. Davon angestachelt ließen die Bucks Chicago in Spiel drei keine Chance und gewannen am Ende mit 40 (!) Punkten. Insbesondere das erste und dritte Viertel wurde von Milwaukee dominiert und reichte am Ende für einen Paukenschlag des Titelverteidigers.

 Die mit Abstand interessanteste Serie spielt sich jedoch im Nordosten der USA ab. Das Aufeinandertreffen der Boston Celtics und der Brooklyn Nets wurde unmittelbar nach dem Play-In-Tournament als die interessanteste Erstrundenbegegnung eingeschätzt. Schließlich trifft hier mit Boston ein gut eingespieltes Team um den Kern von Jason Tatum, Jaylen Brown und Marcus Smart auf das Superteam der Nets mit Kevin Durant und Kyrie Irving. Die ersten beiden Spiele hielten schon, was man sich von ihnen versprach. Nach einem umkämpften ersten Spiel, das Boston am Ende für sich entscheiden konnte, entschied Jason Tatum das zweite Spiel der Serie mit einem spielentscheidenden Korbleger. In einer spektakulären Sequenz, die stellvertretend für die in Boston vorherrschende Teamchemie auf dem Parkett steht, konnten sich die Celtics mit guter Ballbewegung ohne vorherige Auszeit in eine perfekte Ausgangslage bringen. Im Gegensatz dazu stehen die Nets vor dem dritten Spiel der Serie heute Abend mit dem Rücken zur Wand, denn um die Chance für den Einzug in die nächste Runde aufrechtzuhalten müssen sie diese Partie gewinnen.

Im Fokus: Dallas ohne Dončić

Der Schwerpunkt der ersten Ausgabe von PlayoffTime! liegt (wie soll es auch anders sein) bei meinem Lieblingsteam aus Dallas. Nach Nowitzkis Abschied in den Ruhestand und der offiziellen Machtübergabe an Luka Dončić vor zwei Jahren weht in Dallas ein neuer Wind. Der Youngstar lieferte seine zweite Saison in Folge auf MVP-Niveau ab. Er führte sein Team mit knapp 28 Punkten, 9 Rebounds und 9 Assists im Durchschnitt zu einer erfolgreichen regulären Saison. Die Bilanz von 52-30 reicht am Ende für Platz vier in den Playoffs und damit Heimvorteil in der ersten Runde gegen die Utah Jazz.

Im letzten Spiel der regulären Saison zog sich der Superstar dann eine Wadenzerrung zu und es war klar, dass er mindestens die ersten zwei Playoff-Spiele ausfallen wird. Nun sind die ersten drei Spiele ohne Luka gespielt und es spricht viel dafür, dass er heute Abend in Spiel vier in das Geschehen auf dem Parkett eingreifen kann. Dennoch stehen die Mavericks nach drei Spielen in Führung – und das ohne ihren Leader und Top-Scorer auf dem Feld.

Die erste Partie der Serie gestaltete sich als unerwartet eng. Dallas konnte ohne Luka das Niveau der Jazz mithalten und gestaltete das Spiel bis in die letzten Minuten hinein spannend. Leider gelang es den Mavericks nicht das Ruder herumzureißen und so ging das erste Aufeinandertreffen an die Jazz. Utah konnte das Spiel am Brett und in der Zone zu stark dominieren und die Dreierquote der Mavs war mit 28% ebenfalls zu schwach, um den Sieg zu erringen. Dennoch zeigt das erste Spiel bereits, dass Dallas auch ohne Luka mit den Jazz mithalten können.

Auf dieser Erkenntnis hervorgehend, lieferten die Mavericks in Spiel zwei ein Feuerwerk ab! Dieses lässt sich eindeutig an einer Personalie festmachen: Jalon Brunson. Der Point Guard mit der Triktonummer 13 stand 42 Minuten auf dem Feld und übernahm mit 41 Punkten, 8 Rebounds und 5 Assists die Verantwortung in dem bis dahin wichtigsten Spiel der Saison. Besonders beeindruckend sind diese Zahlen wenn man bedenkt, dass Brunson während des Spiels nicht einen einzigen Ballverlust verursacht hatte. Mit diesen Statistiken stellt er sich in einer Reihe mit den großen Namen der Liga. Denn diese Errungenschaft ist bislang nur Spielern wie Kevin Durant und Chris Paul gelungen. Ein Statement zum richtigen Zeitpunkt, wenn man bedenkt, dass der 25-Jährige in der kommenden Saison Free-Agent wird. Seinem Marktwert tat diese Performance auf jeden Fall gut.

Doch Brunson konnte diesen Sieg nicht allein erringen. Schützenhilfe erhielt er dabei aus Deutschland. Maxi Kleber schoss mit 8 Dreiern und einer Trefferquote von 72% die Lichter des American-Airline-Centers aus und Dalls konnte insbesondere mit einem starken Schlussviertel die Serie ausgleichen. Das einzige Problem bleib dabei noch die Rebound-Statistik, die mit 50-31 eindeutig an die Jazz ging. Ebenso schwach blieb in Spiel zwei die Verteidigung in der Zone, in der man 50 Punkte zuließ.

Dieser Sieg gab den Mavericks einiges an Momentum mit auf die Reise nach Salt Lake City. Trotz eines ausführlichen Trainings vor dem Spiel entschied man sich bei Dallas dafür Luka für noch ein Spiel weiteres Spiel auf die Bank zu setzen, um keine schwerere Verletzung zu riskieren. Das angeheizte Publikum in der vivint Arena erlebte in den ersten beiden Vierteln zunächst eine kalte Dusche. Dallas kam mit dem Momentum aus Spiel zwei aufs Parkett und spielte Utah phasenweise an die Wand. Sechszehn Punkte Vorsprung zur Halbzeit spiegelten die herausragende Leistung der Mavs um Jalon Brunson, Maxi Kleber und Spencer Dinwiddie wieder. Diese Führung schmolz im dritten Viertel jedoch dahin und die Arena begann, angeheizt von energiegeladenen Highlightspielzügen, zu kochen.

Unter anderem verantwortlich für den Einbruch in der zweiten Halbzeit waren die Foul-Probleme bei den Mavericks. Sowohl Finney-Smith, als auch Powell, Kleber und Dinwiddie mussten regelmäßig auf der Bank Platz nehmen, um ein frühzeitiges Ausscheiden aus dem Spiel zu verhindern. Dennoch konnte Dallas am Ende die Nase vorne behalten, auch wenn es dafür einen herausragenden step-back Dreier von Dinwiddie brauchte, um den Sack am Ende zuzumachen.

Gleichzeitig muss bei der Einschätzung von Dallas auch ein Blick auf das Team aus Utah geworfen werden. Die Jazz spielten phasenweise mutlos und nicht als Team. Ihr Spiel im Angriff war geprägt von vielen Einzelaktionen ohne große Erfolgschancen. Aber auch in der Verteidigung lieferten die Jazz zu wenig ab und offenbarten oftmals einen Mangel an Kreativität. Das reicht am Ende auch nicht gegen ein Team ohne den Superstar. Die schwache Leistung von Utah, bei denen Donovan Mitchell nicht alles im Alleingang regeln kann, spielt den Mavericks zwar in die Karten, soll ihre kämpferische Leistung und ihren Einsatz nicht schmälern. Wenn der Superstar fehlt, dann müssen andere den Schritt nach vorne wagen und die Verantwortung schultern. Genau das ist in Dalls bislang passiert und spricht für eine gute Teamchemie aus der einiges hervorgehen kann.

Das führt zu der Frage, inwiefern sich das Spiel mit Lukas Rückkehr verändern wird. In der letzten Playoff-Serie gegen die LA Clippers war der Spielplan von Dallas zu eindimensional auf Dončić ausgelegt. Dies reichte zwar um Los Angeles vor einige Probleme zu stellen, allerdings war es zu wenig um ihnen gefährlich zu werden. Mit dem Trainerwechsel von Rick Carlisle zu Jason Kidd, scheint sich einiges geändert zu haben. Das Team hat einen Plan B, der auch ohne den Superstar greift. Es bleibt zu hoffen, dass die Mavericks auch mit Luka auf dem Parkett in der Lage sein werden, die Last zu verteilen und Dončić die notwendige Unterstützung zu geben. Zu viel Verantwortung auf einer Person macht ein Team schließlich zu anfällig für individuelle Performanceeinbrüche. Wie genau sich das Spiel umgestaltet wird dann hoffentlich heute Abend am 23.04.2022 live zur deutschen Primetime zu sehen sein.

Tipp der Woche: Player-to-watch – Jordan Poole

Zum Abschluss wollte ich noch einen kleinen Tipp der Woche abgeben. Dieser ist in diesmal ein Player-to-watch, den man sich kommende Woche gerne genauer anschauen kann. Jordan Poole von den Golden State Warriors spielt bislang herausragende Playoffs und macht wahnsinnig Spaß beim Zuschauen! Der 22-Jährige legt bislang 28,7 Punkte bei herausragenden Wurfquoten aufs Parkett. Dabei verteilt er spektakuläre Assists und sorgt für ordentlich Stimmung in der heimischen Oracle Arena. Den jungen Mann sollte man als Sidekick von Curry und Thompson in den Playoffs auf jeden Fall im Auge behalten!

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